Im hellen Frühherbst, in dem noch vieles blüht, bin ich gerne auf dem Friedhof. Ich liebe die lebendige Vielfalt, die dort zu finden ist. Vielleicht wundern Sie sich darüber, denn viele verbinden mit Friedhof mehr Novembergrau als Sommerleichtigkeit. Denn er ist der Ort, an dem Gestorbene die letzte Ruhe finden. Er bildet einen geschützten Raum für die, die wir loslassen und die
uns entzogen sind. Er konfrontiert uns auch mit der Begrenztheit des eigenen Lebens. Darin sind wir alle gleich. Auf der anderen Seite ist jede/r einzigartig, existiert auf individuelle Weise. Gerade das zeigt sich auch an diesem Ort. Grabsteine bewahren die Individualität genauso wie die unterschiedlich gestalteten Gräber.
So verbinden sich die zwei Wahrheiten menschlichen Lebens, dass wir einmalig sind und doch vergehen „wie die Blume im Wind“.
Deshalb liebe ich den Friedhof als Raum der Erinnerung und als guten Ort für die Lebenden. Die ruhige Umgebung mit den Grünflächen und der Möglichkeit, auf einer Bank Pause zu machen, lädt zu Einkehr ein. Und manchmal wird er zum Ort der Begegnung. Ich komme mit anderen ins Gespräch.
Ja, es gibt viele gute Gründe, unsere Friedhöfe zu lieben und zu besuchen.

Ihre Anke Stolte-Edel